Im Juni 2008 erreichte uns folgender Leserbrief in Reaktion auf den Text: Meine Freunde ess ich nicht - Kritik am Veganismus. Unsere Antwort folgt darunter. 

D. aus L. schreibt: 
Habe den Artikel "Kritik am Vegetarismus" gelesen und er hat mir nicht gefallen. Klar ist es jeden seine eigene Sache, Fleisch zu konsumieren. Nur die Bestie Mensch braucht auch niemanden zu fragen, wenn und wann sie tötet. Vegetarier führen sehr logische Argumente an, auf den Fleischkonsum zu verzichten. Sie setzen sich für die Rechte von "Benachteidigten" (Tieren) ein. Ihr Denken und Handeln ist nicht so verkürzt und geistig beschränkt wie das der Ego-Fleischfresser. Übrigens sterben wegen euch Ego-Fleischfressern jedes Jahr 40.000 Kinder, wegen dem Korn, dass wegen der Umwegsernährung aus den Dritte-Welt Ländern geraubt wird. Nur zur Verständlichung: Um 1 Kg Fleisch zu erzeugen, sind 7 Kg Fleisch notwendig. Doch dem Fleischfresser ist das egal, hauptsache der Braten dampft auf dem Tisch, völlig wurst wieviel Blut an der Erzeugung dieser Leichenteile kleben. Falls jemand diese Thematik interessieren sollte, so empfehle ich das Buch "10 Gründe, kein Fleisch zu essen" von Volker Elis Pilgrim. Gruß Dominik 

Hallo Dominik,

Vielen Dank für deinen Kommentar. Dass es dich wütend macht, dass jede Menge Menschen auf der Erde ohne Not verhungern und du dich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen einsetzen willst, ist toll. Da stehen wir auf der selben Seite. Nur scheint mir deine Analyse der Ursachen des Leidens der "Benachteiligten" nicht sehr gründlich. Das Rechenbeispiel, dass man mit der Nahrung für ein Tier viel mehr Menschen ernähren kann, ist leider nur ein Rechenbeispiel. Man nimmt die Zahl unterernährter und verhungernder Menschen und stellt dem den hypothetischen Zugewinn an pflanzlichen Nahrungsmitteln durch die Abschaffung von Viehzucht entgegen. Diese so erreichbaren größeren Mengen verfügbarer Nahrungsmittel würden deswegen aber noch lange nicht den Verhungernden zu Gute kommen, wenn diese kein Geld haben, das ganze Getreide auch zu kaufen. Das kann man z.B. daran erkennen, dass die EU lange Zeit in großen Stil Lebensmittel vernichtet hat. Das hieß da Abbau der Überproduktion, aber freilich gab es auch da genügend Menschen, die hungerten oder verhungerten, und "Überproduktion" war es nicht, weil keiner es hätte essen wollen, sondern weil keiner es zum gewünschten Preis kaufen konnte. Jetzt vernichtet die EU keine Lebensmittel mehr, da sie den Bauern erfolgreich Prämien gezahlt hat, damit die ihre Felder stilllegen, also weniger Lebensmittel herstellen. Es gibt also keinen Mangel an bebaubarer Fläche und auch nicht an Arbeitskräften, die mehr Nahrungsmittel herstellen könnten. Sondern es wird von vornherein nur für die produziert, die die hergestellten Nahrungsmittel (und alle sonstigen Güter) auch bezahlen können, und *deswegen* verhungern ständig Menschen in großer Zahl. Ihre Bedürftigkeit allein ist nämlich überhaupt kein Anlass mehr Lebensmittel herzustellen oder auch nur ihnen die ohnehin schon produzierten zu überlassen.

Genau weil es uns nicht egal ist, dass hier ständig Menschen verhungern, finden wir es ärgerlich, wenn Menschen mit gutem Willen und viel Nachdruck Ideen propagieren, welche die Ursache dieser Not völlig verkennen und folglich auch an der Not nichts ändern werden. Wenn es einem ernst ist, dass die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden sollen, dann muss man für eine andere Produktionsweise kämpfen und nicht für andere Ernährungsgewohnheiten. Denn erst wenn Menschen der Zugang zu schon produzierten Lebensmitteln oder dem Boden, auf dem man zusätzliche anbauen könnte, nicht durch den polizeilich geschützten Verweis auf fremdes Privateigentum verwehrt werden kann, macht die Frage überhaupt Sinn, ob man genug für alle herstellen kann. So wie die Welt jetzt eingerichtet ist, stellt sich diese Frage einfach nicht.

Ich höre an der Stelle mal auf, würde mich aber freuen, wenn du dich noch mal meldest, wenn du weitere Fragen oder Einwände hast. Vielleicht magst du noch einen Text von uns lesen, der sich zwar nicht mit Vegetarismus aber mit Umstellung der Konsumgewohnheiten zur Überwindung von Armut in der "Dritten Welt" befasst. Ich glaube, darin sind auch einige Argumente, die ich eben nur angedeutet habe, noch mal besser ausgeführt. Den findest du im Netz veröffentlicht bei http://weltverstehenproduktiv.blogsport.de/.

Freundliche Grüße, Valentina von junge linke