17.08.2023, 16:00
Südschwarzwald / Baden-Württemberg

Workshops auf dem AMS

Auf dem AMS Festival im Schwarzwald wird es wieder einige Workshops von den Gruppen gegen Kapital und Nation geben. Das gesamte Workshopprogramm findet ihr hier
Kommt vorbei!

Das sind die Workshops (unten findet ihr noch die Teaser)

- Schulkritik: Für die Schule, also für das Leben im Kapitalismus lernen wir

- Demokratie und Faschismus

- Kritik der Konsumkritik

- Klimapolitik - Noch schlechter als ihr Ruf!

- Die Kritik am "Klassismus" - Keine Kritik an Konkurrenz und Klassengesellschaft

- Naturwissenschaften im Kapitalismus

 

Titel & Teaser:

Schulkritik: Für die Schule, also für das Leben im Kapitalismus lernen wir

Kritik am Schulsystem gibt es zu Hauf: Es gebe keine Chancengleichheit, es werde zu früh selektiert und die Schüler*innen würden zu wenig lernen bzw. zu schlecht aufs Leben vorbereitet. In unserem Workshop wollen wir eine prinzipiellere Kritik zur Diskussion stellen. Dafür wollen wir aufzeigen, was der Staat mit seinem Schulsystem bezwecken möchte und welche Auswirkungen dieses Schulsystem auf die Schüler*innen und das Lernen hat.

Demokratie und Faschismus

Gegen Faschismus sind (fast) alle, von der linken Szene bis zur CDU. Sie sind sich auch einig darin, dass Faschismus und Demokratie unvereinbare Gegensätze seien. Trotzdem fragt sich (fast) niemand, wieso nach über 70 Jahren Demokratie in Deutschland der „rechte Sumpf“ immer noch nicht ausgetrocknet ist, der dann Blüten wie den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) hervorbringt. Die AfD fährt verlässlich Wahlergebnisse zwischen zehn und zwanzig Prozent ein. Aber die AfD gibt es erst seit 2013 und ihre Wählerschaft lebte auch schon vorher in Deutschland und hat überwiegend demokratische Parteien gewählt, bevor die AfD sich als Alternative anbot.
Alle demokratischen Parteien sind sich einig, dass man „Brandmauern“ gegen die AfD errichten müsse. Trotzdem werben auch ihre Vertreter*innen ganz unverhohlen um deren Wähler*innen, indem sie sich als die besseren Sachwalter*innen von deutscher Identität, Innerer Sicherheit und Migrationspolitik darstellen. Oft mit Positionen und Formulierungen, die von AfD-Verlautbarungen nur noch schwer zu unterscheiden sind. Anscheinend haben demokratische Politiker*innen, obwohl sie die Unvereinbarkeit von Demokratie und rechtsextremen Positionen betonen, sehr viel Verständnis für Wähler*innen, die bei einer faschistischen Versuchung ihr Kreuz auch mal an der falschen Stelle auf dem Wahlzettel machen.
Unsere These: Der Faschismus ist nicht das absolute und unvereinbare Gegenteil von Einstellungen, die hierzulande als demokratisch gelten. Das andauernde Überleben faschistischer Einstellungen hat seinen Grund nicht im Fortleben faschistischer Strukturen gegen die Demokratie. Sondern der Faschismus ist eine Radikalisierung von Haltungen und Positionen, die in der ganz normalen demokratischen Politik zu finden sind. Darüber – und die Folgerungen aus dieser Feststellung – wollen wir mit Euch diskutieren.

Kritik der Konsumkritik

Es ist kein Geheimnis, dass die Art und Weise wie Dinge im Kapitalismus produziert werden für Mensch, Tier und Umwelt ziemlich schädlich sind. Für Kritiker*innen des Konsums liegt die Lösung nah: Sie selbst und möglichst alle anderen sollen ethisch korrekt konsumieren. Also ökologisch, vegan, fair, regional, saisonal und mit möglichst wenig Plastik einkaufen.
Dabei sehen wir ein Problem: Veränderter Konsum führt nicht zur Abschaffung der ganzen Missstände, diese haben ihren Grund woanders. Warum die Konsumkritik also nicht nur falsch, sondern auch schädlich für eine vernünftige Kritik an der herrschenden Produktionsweise ist, soll in diesem Workshop diskutiert werden.

Klimapolitik - Noch schlechter als ihr Ruf!

Dass die Erderwärmung ein Problem ist, und zwar ein globales, wurde auch von der Politik erkannt. Es hat mittlerweile 26 UN-Klimakonferenzen gegeben. Die Staaten haben sich sogar auf den Konferenzen in Kyoto 1997 und Paris 2015 auf konkrete Ziele zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen geeinigt. Trotzdem tut sich erstaunlich wenig in Sachen Minderung des Ausstoßes. Bei den meisten Staaten steigt dieser sogar. Das wirft die Frage auf, warum trotz aller staatlichen Absichtserklärungen praktisch so wenig passiert. Können die Staaten nicht mehr machen oder wollen sie nicht? Im Workshop wollen wir aufzeigen, warum Staaten keine guten Ansprechpartner sind, wenn es darum geht, den Klimawandel aufzuhalten.

Die Kritik am "Klassismus" - Keine Kritik an Konkurrenz und Klassengesellschaft

Nach einer Definition ist Klassismus die " Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft (z. B. Schüler oder Schülerinnen, deren Eltern arm sind) oder der sozialen Position (z. B. Menschen, die auf ALG II angewiesen sind)" (Andreas Kemper)
Es wird kritisiert, dass Kinder von Akademiker*innen bessere Chancen auf gut bezahlte Berufe haben und Kindern von "Arbeiter*innen" von Anfang an in der Schule weniger zugetraut wird, so dass sie in den unteren Bereichen des Bildungswesens (und absehbar auch der Berufshierarchie) enden.
Kritiker*innen des Klassismus bemerken auch, dass es einen negativen Blick auf Leute gibt, die beruflich wenig Erfolg haben. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie aufgrund von Dummheit oder Faulheit selbst die Schuld an ihrer ungünstigen Lage trügen.
All das gibt es und macht das Leben für die Betroffenen noch ein Stück unangenehmer. Vertreter*innen des Klassismuskonzepts gehen aber noch weiter: Die Vorurteile, die es in dieser Gesellschaft über arme Menschen gibt, halten Sie für den Grund der Armut.
Das Klassismuskonzept beruht auf einer ganz radikalen Antidiskriminierungslogik: Wenn es keine Vorurteile gegen arme Menschen mehr gäbe, dann müsste ihnen ja auch der Aufstieg gelingen. Aus der richtigen Beobachtung, dass Anstrengung keinen sozialen Aufstieg garantiert, folgern sie, dass arme Menschen ungerechterweise am Aufstieg gehindert würden. So schaffen sie schaffen es, andauernd über die Folgen der kapitalistischen Konkurrenz zu sprechen, ohne einmal darüber nachzudenken, warum es die Gewinner*innen und Verlierer*innen überhaupt gibt.
Wir wollen uns mit diesem sehr speziellen Blick auf die Welt beschäftigen. Wie verwandelt das Konzept des Klassismus die Ergebnisse der Konkurrenz im Bildungswesen und auf dem Arbeitsmarkt in Fragen der Anerkennung und der Chancengleichheit?

Naturwissenschaften im Kapitalismus

„Wissen ist Macht“ hat sicherlich jede/r schon einmal als Schlagwort gehört. Und dass wir in einer „Wissensgesellschaft“ leben, erfährt man ja regelmäßig aus Politikerreden und Zeitungen. Zunächst scheint das ja auch zu stimmen: Ohne sehr weit gehendes Wissen über naturwissenschaftliche Zusammenhänge gäbe es weder Antibiotika noch Flugzeuge. Umgekehrt werfen kritische Geister der Naturwissenschaft gerne allerlei unangenehme Folgen vor: Atombomben, Bienensterben und Klimawandel.
Andererseits kommt Wissen in einer seltsamen Art und Weise vor:
Ein Großteil der Bevölkerung wird – entgegen dem Gerede von der Wissensgesellschaft – von fundiertem Wissen über die Natur ausgeschlossen. Wer in der schulischen Auslese nicht in den oberen Rängen landet, erfährt nur wenig über die Grundlagen der Technik mit deren Anwendung er/sie dennoch tagtäglich konfrontiert ist.
Soweit es für die Produktion auf Wissen ankommt, z.B. für ein neues Produkt oder ein verbilligtes Produktionsverfahren, geht kein Unternehmen hin und stellt es allgemein zur Verfügung (obwohl es doch die eigenen Kenntnisse durch Weitergabe des Wissens nicht verlieren würde). Stattdessen werden Anstrengungen unternommen (und vom Staat durch entsprechende Gesetze unterstützt), alle anderen von diesem Wissen oder wenigstens seiner Nutzung auszuschließen.
Grund genug, sich einmal näher damit zu beschäftigen, welche Funktion Wissen im Kapitalismus hat und welcher Umgang mit naturwissenschaftlicher Erkenntnis aus dieser Funktion folgt. Das soll in drei Abschnitten geschehen:
Die Arbeitskräfte: Wofür brauchen die eigentlich naturwissenschaftliches/technisches Wissen und wie begegnet es ihnen?
Die Kapitale: Was wird erforscht und was nicht? Warum? Und woher kommt das Bedürfnis nach Ausschluss anderer von den erarbeiteten Kenntnissen?