09.01.2016, 14:00
Uni Bielefeld: Gebäude X Raum E1-202

Wochenendseminar: Soziale Arbeit und ihre Gesellschaft

 

2-Tages-Seminar zur Kritik der Sozialen Arbeit

Samstag 14.00 bis 18.00 und Sonntag 11.00 bis 15.00

 

 

Im Seminar wollen wir

  - eine Kritik der Theorie und Praxis Sozialer Arbeit leisten

 - eine Analyse der ökonomischen Verhältnisse vornehmen, in denen die Soziale Arbeit ihren affirmativen Ausgangspunkt nimmt

 

Wir versuchen somit das zu leisten, worauf die Soziale Arbeit leider viel zu oft verzichtet: Eine Analyse darüber, wie die Themen der Sozialen Arbeit – Armut, Gewalt, Verwahrlosung, usw... – mit den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen zusammenhängen.

Weil die Soziale Arbeit diese Zusammenhänge ignoriert, sie leugnet oder nur verkürzt thematisiert, ist sie auch nicht in der Lage, das Scheitern ihrer Klientel in dieser Gesellschaft als ein systematisches und notwendiges zu erklären. Konsequenz ist die für diese Disziplin typische Individualisierung der Probleme – und das obwohl die meisten Sozialarbeiter_innen erst mal mit gut gemeinten Zielen an die Sache herangehen. An Stelle einer Aufklärung über die gesellschaftlichen Widersprüche, tritt leider all zu oft  die Aufforderung zum Weitermachen, zum Anpassen und zur Selbstoptimierung. Die betroffenen Menschen werden als hilfsbedürftig und mangelbehaftet definiert, ihnen wird – wenn auch vielfach ungewollt – systematisch die Verantwortung für ihr Scheitern zugeschoben.

Und so werden „Komfortzonen verlassen“, „Erfolgserlebnisse generiert“ und diese anschließend „in den Alltag transferiert“. Man bekommt seine „Stärken betont“, die eigenen „Ressourcen erforscht“, und wird außerdem mal so richtig „empowered“. Vollgetankt mit neuen Durchhalteparolen wird dann das siebte Bewerbungstraining absolviert.

Damit wird den betroffenen Menschen von der Sozialen Arbeit einiges angetan. Sie werden aufgefordert – nicht selten auch gezwungen – sich vergebens abzustrampeln, nur um dann wieder ihre angebliche Unzulänglichkeit erneut vor Augen geführt zu bekommen. Es wird das Bild erzeugt, dass die Welt voller Chancen wäre und diese nur genutzt werden müssten. Alles was es bräuchte, ist nur ein bisschen Selbstbewusstsein und die richtige Einstellung.

Aber auch sich selbst tun Sozialarbeiter_innen keinen Gefallen: Burnout, ständige Überstunden und ein Magengeschwür sind allseits bekannte Phänomene.

Die mangelhafte Beschäftigung mit den Ursachen des Elends führt nicht selten zur Idee, es bräuchte neue Theorien und eine verbesserte Praxis: Noch mehr Kooperationstreffen, noch mehr Fortbildungen und noch mehr Supervision. Und die immerwährende Suche nach „neuen Impulsen“ und „innovativen Ansätzen“.

Die Seminarzeiten sind Samstag von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag von 11 bis 15 Uhr. 

 Verpflegung und Unterkunft muss selbst organisiert werden.