04.10.2019, 19:00
Nürnberg

Herbstwochenende

Vom 4. - 6. Oktober veranstalten die Gruppen gegen Kapital und Nation ein Wochenende voller Workshops in Nürnberg.

Das Wochenende lohnt sich erstens für Leute, die einen Einstieg in eine Kritik des Kapitalismus bekommen wollen: z.B. „Daseinsbewältigung im Kapitalismus: Der Kampf ums Geld“;  „Kritik der Konsumkritik“.

Zweitens lohnt es sich für diejenigen, die aktuelle politische Entwicklungen vertiefend diskutieren wollen: z.B. „Venezuelas Widerstand gegen die 'Sachzwänge' des Weltmarkts – Was haben die Chavisten an ihrem Land kritisiert, was haben sie sich vorgenommen und woran sind sie gescheitert“; „Die Ideale der Grünen“.

Weiter unten auf dieser Seite findet ihr nähere Beschreibungen zu den Workshops.

 

Organisatorisches:

Beginnen werden die Workshops am Freitag um 19 Uhr. (Vorher ist Essen für ca. 18 Uhr und Anreise ab 17 Uhr eingeplant.) Abreise am Sonntag wird gegen 14.30 / 15 Uhr sein. 

Untergebracht sind wir in einem Jugendgästehaus (samt Kicker, Tischtennisplatte und Billard). Es ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Für zwei Übernachtungen (inkl. Bettwäsche, Verpflegung und benötigten Materialien) solltet ihr ca. 35 € einplanen. Wer wegen der Höhe des Teilnahmebeitrags überlegt nicht zu kommen, melde sich gerne bei uns.

Anmeldung  und Fragen unter: gak@posteo.de 

(Sagt uns bitte bei der Anmeldung, was ihr esst (vegan/vegetarisch/alles) und ob ihr Essens-Unverträglichkeiten habt.)

 

Näheres zu den Workshops:

Die Ideale der Grünen

Ökologisch – sozial – basisdemokratisch – gewaltfrei: Mit diesen Idealen traten die Grünen einst an, um die deutsche Politik zu verändern. Vier Jahrzehnte später lässt sich ihre praktische Politik kaum mehr von der anderer Parteien unterscheiden; sie haben in diversen Koalitionen regiert, giftige Industriestandorte betreut, Sozialleistungen gekürzt, sich „charismatischen“ Führungsfiguren anvertraut und Kriege geführt. Ein klarer Fall von Verrat an den eigenen Idealen – so eine gängige Kritik von radikalen Linken an den Grünen. Wir finden diese Kritik falsch, weil wir schon die wohlklingenden Ideale für falsch halten. Im Seminar wollen wir dieses Urteil begründen. Wir gehen der Frage nach, wo die friedensbewegten Umweltfreunde bei der Analyse der deutschen Politik daneben lagen und welche fatalen Konsequenzen diese Fehler hatten. Die Antwort ist nicht nur von historischem Interesse: Im Idealfall können wir zeigen, warum man als Kritiker von Idealen besser die Finger lässt – auch wenn man heute den Klimawandel oder das Kriegshandwerk furchtbar findet.

Venezuelas Widerstand gegen die 'Sachzwänge' des Weltmarkts

Warum steckt Venezuela in der Krise? Für die meisten Zeitungs-Kommentatoren ist diese Frage schnell geklärt: Die Chavisten hätten ihr Land in die Armut getrieben, sie hätten „vollkommen abgewirtschaftet, politisch, ideologisch und erst recht ökonomisch“ (taz). Mal betonen die Journalisten mehr, dass „Sozialismus Armut produziert“ (NZZ), manchmal, dass schlichtes „Missmanagement“ die „Wirtschaft zerstört“ (Zeit) habe. Einig sind sie sich darüber, dass es nur am falschen Regieren liegen kann, wenn das Land mit den größten Erdölreserven der Welt, also eine „eigentlich reiche Nation“, am Boden liegt.

Wir wollen uns in dem Workshop fragen, was es mit diesem Urteil auf sich hat. Was bedeutet es, dass Venezuela als „Rohstoffland“ in den Weltmarkt eingebunden ist? Wie sah das Wirtschaftsleben und der Alltag der Bevölkerung vor der „bolivarischen Revolution“ aus? Was kritisieren die Chavisten am Zustand des Rohstofflandes Venezuela, und wie wollen sie die Öl-Einnahmen stattdessen nutzen? Mit welchen Widersprüchen und Widerständen haben sie dabei zu tun? Und was hat sich an der Lage Venezuelas in den letzten Jahren bis zur Krise unter Maduro verändert?

Ungeachtet der Besonderheiten des sogenannten „bolivarischen Sozialismus“ eignet sich der Fall Venezuela auch, um sich Allgemeineres über den Weltmarkt klar zu machen. Wir wollen zeigen, dass an den Verlaufsformen des Venezolanischen Staatsprogramms weniger über den Sozialismus zu lernen ist, als vielmehr darüber, warum der weltweite Kampf um geldwerten Reichtum so viele Opfer produziert.

Daseinsbewältigung im Kapitalismus: Der Kampf ums Geld

Wie kann es sein, dass Menschen neben prall gefüllten Supermärkten für ein wenig Essen betteln und vor leerstehenden Wohnungen frieren? Warum bedeutet das Leben von so vielen Leuten Stress und Verzicht, in einer Gesellschaft, in der kein Mangel an materiellen Gütern vorliegt? Warum steigt für die einen die Arbeitshetze, während andere keine Arbeit finden? Und warum ist es offenbar ein Problem, wenn technischer Fortschritt den Menschen Arbeit abnimmt? 

Diese Fragen wollen wir im Workshop gemeinsam klären, und uns an einer einführenden Analyse der kapitalistischen Produktionsweise versuchen: Wir wollen uns erklären, von welchen allgemeinen Prinzipien die Lebensbewältigung der Leute im Kapitalismus abhängig gemacht sind. Wir wollen zeigen, zu welchem Zweck die Gebrauchsgüter in dieser Gesellschaft hergestellt werden. Dabei wird sich zeigen, dass dieser Zweck ein ganz anderer ist, als die Menschen mit den Gütern zu versorgen, die sie brauchen. 

Dazu haben wir auch ein Buch mit dem Titel „Die Misere hat System: Kapitalismus“ geschrieben. Im Workshop werden wir einige zentrale Argumente (v.a. aus den Kapiteln 2, 3, 4) diskutieren, um Grundlagen der Kapitalismuskritik verständlich zu machen.

Konsum: Warum er nicht der Grund für die Übel dieser Welt ist und warum dieser Gedanke trotzdem so verbreitet ist

Ganz besonders in Zeiten von FridaysForFuture, aber auch schon davor, war und ist ein Gedanke sehr vebreitet: Wer eine gesellschaftliche Veränderung zum Positiven will, muss bei sich selbst beginnen. Wer ohne sich Gedanken zu machen Bananen kauft und Schokolade verzehrt soll mitverantwortlich an Ausbeutung am Menschen sein. Wer Palmöl konsumiert oder Fleisch isst soll Schuld sein am Klimawandel und Umweltzerstörung. Warum der private Konsum eben nicht der Grund für diese Übel ist und warum dieser Gedanke trotzdem so einleuchtend ist für viele, soll dieser Workshop klären.