31.07.2024, 12:00
Weitere Infos folgen

Antinationales Sommercamp 2024

Sonne, Sommer, Theorie! Zu entspannten Uhrzeiten werden zweimal täglich mehrere parallele Workshops angeboten; in der längeren Pause gibt es Zeit, die sich divers nutzen lässt: feiern, faulenzen, spielen, schlafen und viele neue Leute kennenlernen.

Das Camp lohnt sich erstens für Leute, die aktuelle politische Entwicklungen vertiefend diskutieren wollen, z.B.: Krieg in der Ukraine, Kritik der AfD, Verarmung, etc..

Zweitens lohnt sich das Camp für diejenigen, die einen Einstieg in linksradikale Theorie bekommen wollen: z.B. Kapitalismuskritik, Imperialismus und Weltmarkt, Staatstheorie, Schulkritik, Universität und Wissenschaft im Kapitalismus, Klimapolitik.

Drittens gibt es eine Reihe weiterer Themen, für die man sich vielleicht schon immer mal interessiert hat: z.B. Kulturelle Aneignung, Rassismus, Klassismus, Transfeindlichkeit. Viertens werden auch einige Workshops englischsprachig angeboten, und man hat Gelegenheit, einige Themen mit Leuten z.B. aus Großbritannien zu diskutieren.

Schaut gerne regelmäßig auf unserer Website nach, hier werden wir hinzukommende Workshops ankündigen.


Organisatorisches
Das Camp findet in der weiteren Umgebung Hamburgs statt und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Hamburg in ca. 2 Stunden gut zu erreichen. Der Spaß kostet 15-25€ pro Nacht, d.h. nach Selbsteinschätzung der eigenen finanziellen Möglichkeiten. Camp-Reader sowie tägliche Vollverpflegung sind im Teilnahmebeitrag enthalten. Auf dem Camp gibt es organisierte Selbstverpflegung: alle helfen mal kochen, abwaschen, aufräumen – aber gegessen wird täglich (immer auch vegetarisch und vegan). Wer wegen der Höhe des Teilnahmebeitrags überlegt nicht zu kommen, melde sich bitte bei uns.

Vorhanden sind Tagungsräume, WLAN, Tischtennisplatte, Billard-Tisch, Sauna und draußen Platz für Ballspiele. Die Anlage ist bedingt barrierefrei (ungefähr so: die wichtigsten Räume sind berollbar, manche Rampen aber etwas steil), zwei Zimmer sind ganz barrierefrei mit eigenem Bad. Die Küche liegt im Erdgeschoss, und es gibt Tagungsräume im Erdgeschoss. Das heißt: Wir geben uns Mühe, die verbleibenden Barrieren vor Ort zu minimieren – wenn Du im Rolli anreist bzw. andere Mobilitätseinschränkungen hast, meld Dich gerne, damit wir die Details vorab besprechen können. Wir bemühen uns, auch auf andere Bedürfnisse einzugehen, soweit wir das kapazitätsmäßig schaffen. Wenn du mit Kindern kommen möchtest, melde dich bitte auch bei uns. Wir bemühen uns um Kinderbetreuung mindestens parallel zu einem Teil der Workshops.  
Für das Kochteam wäre es wichtig, wenn du uns Allergien oder Unverträglichkeiten schon bei der Anmeldung mitteilst. Bei schwerwiegenden Allergien, bei denen selbst Spuren im Essen ausschlaggebend sind, kann es sein, dass eine Versorgung durch das Kochteam nicht zu gewährleisten ist. Es gibt noch eine separate, kleine, aber gut ausgestattete Küche für Fälle von (partieller) Selbstversorgung. Auf spezielle Trendernährung, Diäten usw. können wir nicht eingehen. Das warme Abendessen ist vegan und abwechslungsreich. Hunde sind erlaubt, kosten allerdings 50€ pro Hund für den gesamten Aufenthalt (lt. Preisliste des Hauses). Auf dem Camp-Gelände müssen die Hunde angeleint werden.

 

Workshops

Diese Workshops finden dieses Jahr statt. Schau ab jetzt hier öfter vorbei, die Workshopliste wird laufend aktualisiert.

 

Klimapolitik im Kapitalismus: Mit Volldampf in die Klimakatastrophe

Die ersten Inselstaaten stehen vor dem physischen Untergang, die Folgen der Klimakatastrophe sind an allen möglichen Orten zu spüren – und die Politik macht: fast nichts. Es gibt eine Klimakonferenz nach der anderen und das ohne spürbare Veränderungen. Warum eigentlich? Warum wird international gemeinsam ein Ziel festgelegt, was kaum ein Staat einhält? Können die Staaten nicht mehr machen oder wollen sie nicht?

In der Veranstaltung soll einerseits die Rolle diskutiert werden, die die Natur als kostenlose Ressource in einer Gesellschaft spielt, in der sich ökonomisch alles ums Geld dreht. Zweitens wird es um das Verhältnis von Politik und Ökonomie im Bezug auf die Klimakatastrophe gehen. Dabei werden wir einen besonderen Blick auf die Energie werfen, da dieser sowohl für die kapitalistische Produktionsweise als auch für die Klimakatastrophe eine besondere Bedeutung zukommt.

Aufgezeigt werden soll damit, dass sich die Klimabewegung mit ihren Klimastreiks nicht an den Staat wenden sollte. Denn der Staat ist kein guter Ansprechpartner, um die Klimakatastrophe aufzuhalten.

Wer sich vorbereiten möchte oder unsere Argumente kennenlernen möchte, findet hier einen aktuellen Text:
https://gegen-kapital-und-nation.org/klimapolitik-noch-schlechter-als-ihr-Ruf-neu/

 

Das Konzept der Kulturellen Aneignung – eine Kritik des Rassismus auf seinen eigenen Grundlagen

In antirassistischen und linksliberalen Kreisen wird seit einigen Jahren problematisiert, dass „weiße“ Menschen (gemeint sind Menschen europäischer Abstammung) kulturelle Hervorbringungen nichtwestlicher Menschengruppen benutzen. Das kann einem Profitinteresse entspringen, wenn z.B. ein Modeunternehmen Designs verwendet, die von mexikanischen Stickmustern inspiriert sind. Das kann aber auch dem puren Vergnügen dienen, wenn sich Menschen gegenseitig mit buntem Farbpulver bewerfen (dem indischen Holi-Fest entlehnt).

Hier wird problematisiert, dass durch derartige Handlungen eine Art Eigentumsrecht marginalisierter Gruppen an „ihrer“ Kultur verletzt werde. Auch wird befürchtet, dass Traditionen verfälscht und/oder trivialisiert werden. Deswegen soll die Übernahme kultureller Praktiken nichtwestlichen Ursprungs durch „weiße“ Menschen nur in enger Abstimmung mit der (vermeintlichen) Urhebergruppe moralisch erlaubt sein.

Der Kampf gegen Kulturelle Aneignung wird als Teil des allgemeinen antirassistischen Kampfes betrachtet. Wir denken aber, dass das Konzept der Kulturellen Aneignung dabei in eine Falle führt: Wer von „der Kultur“ einer marginalisierten Gruppe spricht, geht davon aus, dass Kultur eine homogene Sache ist, die alle Menschen einer Gruppe gemeinsam haben und die diese Gruppe wiederum von allen anderen Gruppen unterscheidet. Das ist ein Gedanke, der auch im stinknormalen Patriotismus zu finden ist und dort als Begründung dafür dient, vermeintlich „kulturfremde“ Gruppen auszuschließen. So reproduziert das Konzept der Kulturellen Aneignung die geistigen Grundlagen des Patriotismus, aus dem der Rassismus entspringt.

 

Schulkritik: Für die Schule, also für das Leben im Kapitalismus lernen wir

Kritik am Schulsystem gibt es zu Hauf: Es gebe keine Chancengleichheit, es werde zu früh selektiert, die Noten seien ungerecht und die Schüler*innen würden zu wenig lernen bzw. zu schlecht aufs Leben vorbereitet.

Wir behaupten: Wer fehlende Chancengleichheit oder zu frühe Selektion kritisiert, stört sich nicht daran, dass die Schule Gewinner*innen und Verlierer*innen produziert, solange die Sortierung nur korrekt abläuft. Zudem lässt sich feststellen, dass mit der schulischen Sortierung schon eine Vorsortierung auf die Hierarchie des Arbeitsmarktes geleistet ist. Diese Vorsortierung erfolgt in der Schule durch die Organisation des Lernens als Leistungskonkurrenz, in der die Note der Maßstab des Erfolges ist. Das Lernen für Noten statt das Lernen aus Interesse wird Schüler*innen also systematisch antrainiert. Dies hat nicht nur schädliche Folgen für das Lernen, sondern auch für die Schüler*innen.
Das alles wollen wir im Workshop näher begründen und mit Euch diskutieren.



Die Kritik am "Klassismus" – keine Kritik an Konkurrenz und Klassengesellschaft

Nach einer Definition ist Klassismus die "Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft (z. B. Schüler oder Schülerinnen, deren Eltern arm sind) oder der sozialen Position (z. B. Menschen, die auf ALG II angewiesen sind)" (Andreas Kemper)

Es wird kritisiert, dass Kinder von Akademiker*innen bessere Chancen auf gut bezahlte Berufe haben und Kindern von "Arbeiter*innen" von Anfang an in der Schule weniger zugetraut wird, so dass sie in den unteren Bereichen des Bildungswesens (und absehbar auch der Berufshierarchie) enden. Kritiker*innen des Klassismus bemerken auch, dass es einen negativen Blick auf Leute gibt, die beruflich wenig Erfolg haben. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie aufgrund von Dummheit oder Faulheit selbst die Schuld an ihrer ungünstigen Lage trügen.

All das gibt es und macht das Leben für die Betroffenen über ihre miese materielle Lage hinaus noch ein Stück unangenehmer. Vertreter*innen des Klassismuskonzepts ziehen aus dieser Beobachtung aber einen verkehrten Schluss: Die Vorurteile, die es in dieser Gesellschaft über arme Menschen gibt, halten Sie für den Grund der Armut. Das Klassismuskonzept beruht so auf einer ganz radikalen Antidiskriminierungslogik: Wenn es keine Vorurteile gegen arme Menschen mehr gäbe, dann müsste ihnen ja auch der Aufstieg gelingen. Aus der richtigen Beobachtung, dass Anstrengung keinen sozialen Aufstieg garantiert, folgern sie, dass arme Menschen ungerechterweise am Aufstieg gehindert würden. So können sie andauernd über die Folgen der kapitalistischen Konkurrenz sprechen, ohne einmal darüber nachzudenken, warum es diese Konkurrenz mit ihren Gewinner*innen und Verlierer*innen überhaupt gibt.

Wir wollen uns mit diesem sehr speziellen Blick auf die Welt beschäftigen. Wie verwandelt das Konzept des Klassismus die Ergebnisse der Konkurrenz im Bildungswesen und auf dem Arbeitsmarkt in Fragen der Anerkennung und der Chancengleichheit? Was meinen die Klassismuskritiker*innen, wenn sie von Arbeiter*innen sprechen? Und wieso ist diese Betrachtung der Ergebnisse, die die Klassengesellschaft hervorbringt, das gebaue Gegenteil einer Kritik der Klassengesellschaft?

 

Was ist und was will die Alternative für Deutschland?

Die AfD gibt es seit 2013. Schon mit ihrem Namen macht sie deutlich, was sie will: Sie will nicht bloß ein anderes Politikangebot machen. Sie will nicht eine, sondern die Alternative für Deutschland sein und stellt sich damit gegen alle anderen Parteien. An dieser Haltung lassen AfD-Politiker*innen auch keine Zweifel aufkommen. So wirft etwa Alice Weidel den Regierungsparteien in einer Bundestagsdebatte vor, schlecht zu regieren, „weil Sie Ihr eigenes Land, weil Sie Deutschland hassen“. Die anderen Parteien schießen entsprechend zurück, so z.B. Friedrich Merz gegen die AfD: „Sie sind nicht die Alternative für Deutschland, sie wären der endgültige Abstieg für Deutschland. Und zwar gar nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem moralisch.“ Unter den etablierten Parteien wird diskutiert, inwieweit ein Verbot der AfD möglich und zweckmäßig wäre. Die Zivilgesellschaft begleitet das durch eine Petition, in der gefordert wird, Björn Höcke die Grundrechte zu entziehen.

Das wirft Fragen auf: Gibt es inhaltliche Unterschiede zwischen der AfD und den anderen Parteien, die diese Reaktionen erklären? Wenn ja, worin bestehen die? Und wenn die AfD-Positionen so sehr vom demokratischen Mainstream abweichen, wie es den Anschein hat, stellt sich die Frage, warum sie von 20 bis 30 % der Wähler*innen unterstützt werden. Dass die AfD den von ihr so genannten „Altparteien“ vorwirft, bei den Themen „Zuwanderung“ und „nationale Identität“ fundamentale Fehler zu machen, fällt ja schon bei oberflächlichem Lesen der Zeitungen auf. Das ist ihr Hauptthema. Andererseits könnte mensch sich schon fragen, was die AfD an der herrschenden Migrationspolitik noch stört. In Sachen Abschottung und Abschieben ist der kürzlich beschlossene europäische Asylkompromiss ja nur noch schwer zu überbieten.

Auch hat keine Partei den Untergang Deutschlands in ihrem Programm stehen: „Unser Land kann viel, wenn man es lässt“ (Grüne) „Kompetenz für Deutschland“ (SPD). Wieso gibt es dann aber einen so grundlegenden Konflikt zwischen Parteien, die alle „Deutschland“ als ganz zentralen Programmpunkt haben? Das wollen wir im Workshop anhand von Aussagen der AfD und der übrigen Parteien diskutieren. Was ist die AfD für eine Partei? Wo unterscheiden sich ihre Positionen von denen der anderen, wo gibt es Gemeinsamkeiten oder zumindest einen gemeinsamen Ausgangspunkt?

Um genug Zeit dafür zu haben, planen wir einen zweiteiligen Workshop. Im ersten Teil wollen wir Verlautbarungen der beteiligten Politiker*innen analysieren, im zweiten Teil wollen wir uns anschauen, wie sich der Standpunkt der AfD in ihrem Parteiprogramm niederschlägt. Wer den ersten Termin verpasst hat, kann aber dennoch am zweiten Termin teilnehmen.

Wer sich vorbereiten will, findet unter dem Link einige Analysen von uns zum radikalen Nationalismus im Allgemeinen, aber auch zur AfD im Speziellen: https://gegen-kapital-und-nation.org/page/radikaler-nationalismus-analysen-zum-zeitgeschehen/

 

Hier kannst du dich anmelden.