Auf der Fusion wird es wieder einige Workshops von den Gruppen gegen Kapital und Nation und der Gruppe Riff geben. Sie finden im oder um dem Workshophangar herum statt. Vor Ort hängt hängt ein Plan aus, im Festival-Guide sind die Workshops allerdings nicht ausgewiesen.
Kurzübersicht:
Do., 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr:
Von Kolonien zu Rohstoffländern zu failed states – Staaten der Subsahara (GKN)
Do., 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr:
Von wegen fürs Leben! - Schule und Bildung im Kapitalismus (GKN)
Fr.., 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr:
Amerca First – Trumps neue Außenpolitik und die Reaktion der EU (GKN)
Fr., 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Scheitern - Über die schädliche Verarbeitung der Erfolglosigkeit (GKN)
Sa., 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Einführung in die Kapitalismuskritik (Riff)
Sa., 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Das Programm der AfD (Anti-EU, Flüchtlingspolitik, Familienpolitik) - (GKN)
Längere Teaser zu den einzelnen Workshops:
Do., 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr:
Von Kolonien zu Rohstoffländern zu failed states – Staaten der Subsahara
Die meisten Staaten in Afrika (unterhalb von Nord-Afrika, Subsahara) haben eine ähnliche polit-ökonomische Karriere hinter sich. Der koloniale Befreiungskampf endete mit Politikern an der Spitze, die einen modernen nationalen Staat entwickeln wollten. Dafür sollte der Export von Rohstoffen die Basis bilden. Über diese Basis hinaus sind die meisten Staaten nicht gekommen, ergänzend kam die Karriere als im Ausland verschuldeter Staat hinzu, der dann vom IWF betreut wurde. Für die Bevölkerung waren überwiegend keine Einkommensquellen vorhanden, diese wurden zunehmend sogar immer prekärer. Der Kampf um die Staatsmacht, als einzige sichere Einkommensquelle, war und ist so immer wieder vorprogrammiert. Insbesondere, wenn neue Rohstofflager entdeckt wurden, brechen blutige Konflikte aus.
Die Karriere dieser Staaten soll einmal in ihren Prinzipien dargestellt und diskutiert werden. Dass dabei von Besonderheiten abstrahiert wird, ist klar. Anhand des Sudans/Süd-Sudans soll es noch einen Workshop geben, an dem man an einem konkreten Fall diskutieren kann, ob die Prinzipien so stimmen bzw. in welchem Wechselspiel sie sich durchsetzen.
Der Workshop ist u.a. deshalb politisch relevant, weil in der hiesigen Flüchtlingsdebatte immer wieder die Rede davon ist, dass man Fluchtursachen bekämpfen müsse. Von der Regierung heißt es dann: Bürgerkriege und absolutes Elend würden vermieden, wenn die Wirtschaft in Afrika sich entwickelt. Damit die Wirtschaft sich entwickeln kann, muss aber erstmal ein funktionierendes Staatswesen her und so werden Polizei und Militär vor Ort ausgebildet.
Die Gegenthese ist: Der Hauptgrund für das wirtschaftliche Elend ist ein freier Weltmarkt, der auf eine nachholende Entwicklung nicht gewartet hat. Die Ausbildung von Militär und Polizei sorgt (wenn überhaupt) dafür, dass die Länder als Rohstoffabstransportländer erhalten bleiben. Und so trägt der freie Westen (mittlerweile zusammen mit China, das sich in die freie Weltmarktordnung einfindet) dazu bei, dass sich in Afrika seit Jahrzehnten im Grunde nichts verändert.
(GKN)
Do., 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr:
Von wegen fürs Leben! - Schule und Bildung im Kapitalismus
Die Vermittlung von Wissen an die nachfolgende Generation gilt gemeinhin als die Aufgabe der Schule. Wir meinen dem ist nicht so. Das primäre Ziel des Bildungswesens scheint vielmehr eine selektive Wissensvermittlung und die Selektion der Bevölkerung anhand dieser Wissensvermittlung zu sein. Wie das geht und welche Gründe es dafür gibt soll Inhalt des Workshops sein.
Auch soll geklärt werden, wie vom Bildungswesen erfolgreiche und nicht erfolgreiche Schüler_innen geschaffen werden und warum sich - trotz all der Paukerei - keine Garantie ergibt, nicht doch noch zu den „Bildungsverlierern“ zu gehören. Daran anschließend wollen wir diskutieren, wie Erfolg und Mißerfolg erklärt wird und welche Ideologien es dazu in dieser Gesellschaft gibt.
Und wir wollen zeigen, dass all die Qualen, Ängste, Selektionen und Ausschlüsse, die das Bildungswesen so bereit hält nicht aufgrund unfähiger Politiker_innen, Eltern oder Lehrer_innen entstehen: Vielmehr ergeben sie sich aus den Zwecken und Kalkulationen einer kapitalistischen Ökonomie.
(GKN)
Fr.., 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr:
Amerca First – Trumps neue Außenpolitik und die Reaktion der EU
Die Wahl Donald Trumps zum 45. Präsident der USA löste eine weltweite Schockwelle aus. Sowohl in den USA selbst als auch weltweit war und ist man nicht besonders glücklich über diesen unerwarteten Wahlausgang. Seitdem beherrscht Trumps Präsidentschaft die weltweite Berichterstattung wie kaum ein anderer Präsident vor ihm. Gleichzeitig ist oft davon die Rede, dass Trump noch gar keinen Plan für die meisten anstehenden politischen Entscheidungen habe, sei es für die versprochene Krankenversicherungsreform oder den Umgang mit China. Statt ihn in seiner Strategie „America First!“ ernst zu nehmen, wird oft über seinen Geisteszustand und seine diplomatischen Ausfälle gerätselt.
In dem zweiteiligen Workshop wollen wir uns deshalb Trumps Agenda mal etwas genauer anschauen: Was sind seine politischen Ziele? In welchen Bereichen möchte er diese wie umsetzen? Was verspricht er dafür seinen Unterstützern? Wo knüpft er an die bisherige US-Politik an und wo liegen tatsächliche Brüche damit vor?
In je einem Slot wollen wir Trumps Innen- und Außenpolitik diskutieren und dabei einzelne Punkte seiner Agenda herausgreifen, u.a. Handels- und globale Ordnungspolitik, Entwicklungshilfe, Einwanderungs-, Sozial- und Minderheitenpolitik sowie Trumps Kampf gegen das „big government“ (die angeprangerte Einmischung des Staates in wirtschaftliche und gesellschaftliche Lebensbereiche) und die Washingtoner Elite.
Zum Schluss soll der Frage nachgegangen werden, was Trumps Kurswechsel für die deutsche Politik und die EU bedeutet. Ist es klug jetzt Merkel die Daumen zu drücken, weil sie sich um die Probleme aller Menschen kümmere? Oder kann man an den neuen Ansprüchen, die Trump jetzt in die Welt setzt, vielleicht auch ganz gut erkennen, welchen harten Charakter das deutsche Großmacht-Projekt hat? Nicht zuletzt die Frage: Passt der Anspruch Deutschlands, sich um die „dringenden Menschheitsprobleme“ kümmern zu wollen, nicht ganz gut mit einem Weltmachtsanspruch zusammen?
(GKN)
Fr., 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Scheitern - Über die schädliche Verarbeitung der Erfolglosigkeit
Ein Meer an Chancen und Möglichkeiten – so wird einem diese Gesellschaft gern präsentiert. Die gängige Metapher: „Jeder ist seines Glückes Schmied!“
Für den Großteil dieser vermeintlichen „Glücksschmiede“ ist die gesellschaftliche Realität dann aber doch recht ernüchternd: Sie bekommen keine Lehrstelle oder keinen Studienplatz. Sie bekommen trotz Büffelei im Studium nur miserable Jobs. Sie arbeiten unter scheiß Bedingungen für scheiß wenig Geld. Viele haben nicht mal das und müssen sich von der ARGE drangsalieren lassen.
Und so stellt sich für viele die Frage, woher das eigentlich kommt. Wenn die Welt doch voller Möglichkeiten ist, woran liegt es, dass ich nicht vom Fleck komme? Liegt es an mir? Bin ich unfähig? Zu blöd? Oder liegt es an anderen? Bin ich mal wieder beschissen worden? Haben die mich falsch beurteilt? Mal wieder nicht erkannt, was wirklich in mir steckt? Fragen von Scham, Selbstzweifel und Stolz liegen dann auf dem Tisch.
Davor wollen wir warnen. Sie sind nicht nur inhaltlich falsch, sondern bringen einiges an Grausamkeiten gegen sich und andere mit sich.
Vielmehr wollen wir betonen, dass die Armut, Angst und Unsicherheit eines beachtlichen Teils der Bevölkerung notwendigerweise zu dieser Ökonomie gehört. Ob man Arbeit und Geld hat, hängt in dieser Gesellschaft von den Kalkulationen derjenigen ab, die arbeiten lassen. Lässt sich mit der Arbeit kein Profit machen, findet sie nicht statt und die Leute landen auf der Straße. Übersetzt wird diese Abhängigkeit leider allzu oft in persönliches Versagen und Scheitern. Dagegen soll sich dieser Workshop richten: Gegen die falsche geistige Verarbeitung von schlechtem Abschneiden in der kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft.
(GKN)
Sa., 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Einführung in die Kapitalismuskritik
(Drohende) Arbeitslosigkeit, ein Arbeitsplatz, an dem man einiges an körperlichen und psychischen Stress auszuhalten hat und eine Freizeit, in der man zu fertig ist oder zu wenig Geld hat, um sie für sich zu nutzen; dies alles sind Sachen, mit denen die meisten Menschen irgendwann mal Bekanntschaft machen. Das ist die Konsequenz einer Gesellschaft, in der man gesetzlich verpflichtet ist, sich als Eigentümer aufeinander zu beziehen (Verträge eingehen, mit Geld einkaufen etc.) und dabei über kein nennenswertes Eigentum verfügt. Man ist dann gezwungen seine Dienstbarkeit einzutauschen gegen Geld. Ob man dann Geld zum Leben hat und wieviel, ist so voll dadurch bestimmt, was die sogenannte „Wirtschaft“ (die Unternehmen) will: Geld investieren, damit am Ende mehr raus kommt und das immer wieder und im größeren Maßstab.
In dem Workshop sollen einige Prinzipien des Kapitals dargestellt werden und wie dabei die Lohnarbeit und deren menschliche Träger, die Arbeiter vorkommen. Dabei sollen auch einige fehlerhafte Kritiken des Kapitals zur Diskussion gestellt werden. Nicht zuletzt soll gefragt werden, ob der Staat nun der Schutz vor Ausbeutung ist oder nicht eher der Garant einer Gesellschaft, in der Ausbeutung die Regel ist.
Ein Workshop von der Gruppe Riff – risse.im.falschen.film (https://riffhb.wordpress.com/)
Sa., 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Das Programm der AfD (Anti-EU, Flüchtlingspolitik, Familienpolitik)
Der Kampf gegen die AfD ist zu einem zentralen Politikfeld der Linken geworden. Der Grund ist, dass die AfD zwar nicht unbedingt für eine faschistische Partei, aber mindestens für einen gefährlichen Wegbereiters faschistischen Gedankenguts mit Massenwirksamkeit gehalten wird. Die linken Aktivist_innen wissen andererseits durchaus manchmal darum, dass man die Mitte der Parteienlandschaft nicht vergessen sollte, die z.B. in Sachen Rassismus ja auch einiges bietet.
Das macht die Frage auf, wer jetzt eigentlich der wirkliche Schoß ist, der faschistisches Gedankengut fruchtbar macht: Die AfD?, die Mitte? Oder beide? Weiter wäre zu Fragen, ob nicht das reale Programm der AfD - auch ganz ohne Potential für Schlimmeres - genug zur Kritik hergäbe.
Auf der Abendveranstaltung soll das Programm der AfD anhand der Themenfelder EU/Euro, Flüchtlingspolitik und Familienpolitik einmal ernst genommen werden. Es soll gezeigt werden, wie sich diese Partei um dieselben Sachen sorgen macht wie alle anderen Parteien auch und wie sie dabei auf ihre speziellen Schlüsse kommt. Ein Problem wird sich dabei nicht ergeben: Die angebliche Gefahr, dass man bei einer Kritik der AfD die „Mitte der Gesellschaft“ vergessen könnte.
(GKN)